Naturtherapie
Den Begriff Naturtherapie hat mein Lehrer und Ausbilder Wernher Sachon in den letzten 30 Jahren mit entwickelt und geprägt.
Die Naturtherapie ist vor allem in ein humanistisch-personenzentriertes Menschenbild eingebettet und eng mit Existenzialpsychologie und -philosophie verwoben. Somit steht das Wesen und die Natur des Menschen als auch sein Potenzial im Mittelpunkt.
Naturtherapie verbindet altes Wissen (u.a. Ritualwissen), Naturerfahrung und zeitgemäße Psychotherapie miteinander.
Naturtherapie kann, ähnlich wie Kunst-, Musik- oder Tanz-Therapie, als eine begleitende Therapieform gesehen werden. In den „Therapieraum" wird - anders als bei einer reinen Gesprächstherapie - per se noch ein Element mit einbezogen: die Natur.
Es geht es darum das Erlebte und Erfahrene in der Natur als Gegenstand der Therapie oder Begleitung zu machen:
Wenn Menschen sich selbst für das Leben und das Lebendige in sich öffnen, können sich neue Zugänge im Inneren erschließen und die Räume dahinter in der Therapie erforscht und bearbeitet werden.
So können Menschen mit Hilfe von Naturtherapie ihrer eigenen Natur (beispielsweise ihrer Instinktnatur oder archetypische Erlebensweisen) wieder bewusster werden und diese frei er-leben.
Das Spüren wieder zu erlernen und dafür empfänglich zu werden, sind Grundvoraussetzungen des lebendigen Erlebens.
Dies sind zwar Fähigkeiten, die wir Menschen von Natur aus mitbekommen haben und die in einer schnell-voranschreitenden Welt doch immer wieder in Vergessenheit geraten können. So findet das Einüben und Erhalten einer offenen Grundhaltung, beispielsweise durch Gewahrsein und Leibarbeit (n. K. F. Dürkheim), immer wieder Einhalt in die naturtherapeutische Arbeit.
Die direkte Lebendigkeit der Natur, kann Fest-gewordenes in uns wieder in Bewegung bringen und somit Veränderungen im Innerpsychischen ermöglichen.
Natur(therapie) kann uns auch eigene Muster, existenzielle Themen, seelische Prozesse oder unsern tiefsten Wesenskern widerspiegeln.
'Funktionieren' ist für viele Menschen unserer modernen Gesellschaft ein wohl eher bekannter Modus.
Die Natur, als Meisterin in Unmittelbarkeit und im Einfach-so-sein, kann uns helfen uns selbst wieder mit unserem ursprünglichen Sein zu verbinden.
Natur eröffnet uns einen Raum, wo unser 'Ich' mal pausieren darf (das Ich arbeitet meist eng mit dem 'Funktionieren' zusammen: "Ich muss noch den Bericht fertig schreiben vorm Feierabend", "Ich muss erwachsen werden"...).
Wenn unser 'Ich' sich ausruht, kommt es häufig vor, dass wir erfahren, dass etwas "wie von selbst" geschieht und uns leitet.
Für Menschen war es seit jeher wichtig ihre eigene Geschichte zu erzählen und uns mit zu teilen. In therapeutischer Nacharbeit (alleine oder in einer Gruppe) werden Erlebnisse vertieft, fortgeführt und teilweise auch von dem/der Therapeut*in gespiegelt. Der enorm wichtige Prozess des Teilens im Kontakt kann dem/der Erzähler*in bedeutsame Erlebnisse deutlicher werden lassen, neue Aspekte aufzeigen oder helfen, die Erfahrungen einzuordnen und zu integrieren.
Instrumente der Naturtherapie
Folgende Elemente können Teil der naturtherapeutischen Arbeit im Gruppen- oder Einzelsetting sein:
- Sinnes-Schulung, Gewahrsein und Achtsamkeit
- Erdung
- Schwellengänge (freie Naturerfahrung, aktuelle Lebensthemen, Heilung u.a.), Natur als Spiegel
- Kreis des Selbst (eine Art innere Natur-Aufstellungsarbeit)
- kreativer Selbstausdruck in & mit der Natur
- Spiel-Raum Natur & inneres Kind
- Leibarbeit, Hara-Praxis (nach K.F. Dürkheim)
- Ritualarbeit & Begleitung in Übergangsphasen
- Symbolarbeit, Bedeutungsfindung
Hinweis:
Naturtherapie ist kein Mittel zum Einnehmen, welches uns dazu befähig wieder zu funktionieren. Natur hat ihr ganz eigenes Tempo, wie auch wir.
Sie bietet uns einen unendlich großen (Spiel-)Raum, um sich auf sie einzulassen.
Sie lädt uns ein, uns für sie - und die Natur in uns - zu öffnen, um uns dann auf ihre ganz eigene Art zu beschenken.